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Gold und Bitcoin: Das traute Glück

15 April 2021

 

Bessere Aussichten, höhere Zinsen führen zu Dollar-Stärke und Gold-Schwäche

Der Goldpreis betrug im März durchschnittlich rund 1.700 USD pro Unze. Zuerst fiel das Edelmetall am 8. März auf 1.676 USD, bevor es sich bis zum 31. März auf 1.707 USD erholte und den Monat mit einem Minus von 26,33 USD pro Unze (-1,5%) gegenüber dem Schlussstand vom Februar beendete. Zu Beginn des Monats erlebte Gold einen deutlichen Rückgang, nachdem die langfristigen Treasury-Zinsen stark angestiegen waren, als der Vorsitzende der Federal Reserve (Fed) Jerome Powell in einem Interview mit dem Wall Street Journal versichert hatte, die Geldpolitik stabil zu halten. Während die Fed die kurzfristigen Zinsen in der Nähe von null verankert hat, deuten die Kommentare von Herrn Powell indes darauf hin, dass die Notenbank den langfristigen Zinsen, die seit August nach oben tendieren, nicht im Wege stehen wird. Zehnjährige Treasuries erreichten am 30. März einen Renditehöchststand von 1,76%. Höhere Zinssätze und ein sich verbessernder Ausblick für die US-Wirtschaft sorgten ferner dafür, dass der US-Dollar kurzfristige Höchststände erreichte. Diese Trends, zusammen mit Abflüssen bei börsengehandelten Goldprodukten, waren für Gold belastend.

Schmucknachfrage in China und Indien erholt sich

Gold sollte durch eine anziehende Nachfrage aus Asien Unterstützung finden. China und Indien sind mit Abstand die größten Goldkonsumenten weltweit. Die asiatische Schmucknachfrage ist preissensibel, was bedeutet, dass sie in der Regel bei Preisschwäche zunimmt. Die Goldnachfrage in Indien und China zeigt Anzeichen einer Erholung, nachdem sie im Jahr 2020 dezimiert worden war. Der World Gold Council und Reuters berichten, dass die indischen Goldimporte im Dezember und Januar um 45% bzw. 72% gestiegen sind. Metals Focus weist darauf hin, dass sich die Schmuckverkäufe in China gemessen in Yuan im vierten Quartal 2020 wieder normalisierten, während die Tonnagen im ersten Quartal 2021 in Richtung Normalität zu tendieren scheinen.

Large-Cap-Goldaktien erzielten Outperformance

Die Wertentwicklung von Goldaktien war im Berichtsmonat uneinheitlich, da der NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR)1 um 3,6% zulegte, während der MVIS Global Junior Gold Miners Index (MVGDXJTR)2 um 2,9% zurückging. Die positive Divergenz der Large-Caps im GDMNTR könnte darauf hindeuten, dass sich die Goldpreisschwäche dem Ende neigt.

Schuldenfinanzierte Ausgaben und die sich abzeichnende „Rechnung“ sollten im Auge behalten werden

Das Congressional Budget Office (CBO) berichtet, dass sich das Bundesdefizit in den USA im Jahr 2020 auf 3,13 Bio. USD belief, was einem Rekordwert von 14,9% des BIP entspricht. Vielleicht verstehen die meisten Menschen nicht ganz, wie viel eine Billion ist, da mit Zahlen dieser Größenordnung derart leicht jongliert wird – Millionen, Milliarden, Billionen, was spielt das schon noch für eine Rolle? Jede Billion an Schulden entspricht aber 7.785 USD an Schuldenlast für jeden Haushalt in Amerika. Die Gesamtverschuldung beträgt derzeit 28 Bio. USD. Das CBO prognostiziert für 2021 ein Defizit von 2,26 Bio. USD oder 10,3% des BIP, wobei das im März verabschiedete Ausgabengesetz in Höhe von 1,9 Bio. USD noch gar nicht berücksichtigt ist. Präsident Joe Biden fordert nun weitere Billionen für die Infrastruktur, grüne Initiativen und die soziale Sicherheit. In der Zwischenzeit kauft die Fed unvermindert Staatsanleihen und begrenzt die Kosten des Schuldendiensts mit niedrigen Zinsen. In einer vernünftigen Welt würde man dies mit einer Währungsabwertung gleichsetzen, doch der Dollar tendiert seit Januar nach oben. Der Markt sieht, dass all diese Defizitausgaben dem Wirtschaftswachstum zugutekommen, ohne dass es zu Nebenwirkungen kommt.

Laut einem Meinungskommentar im Wall Street Journal von Phil Gramm und Mike Solon erreichte die Kaufkraft der amerikanischen Familien im Jahr 2020 ein Rekordhoch. Die Gesamtsumme der Arbeitnehmerentgelte sank um 215 Mrd. USD, doch die persönlichen Transfers der Regierung stiegen um 893 Mrd. USD – und das, bevor das 900 Mrd. USD schwere Konjunkturprogramm vom Dezember in Kraft trat. Dies deutet darauf hin, dass die Maßnahmen der Regierung im Zuge der Pandemie sich bei Weitem nicht nur an die Menschen richteten, die auch wirklich betroffen war.

Jemand sagte einmal: „So etwas wie ein Gratis-Mittagessen gibt es nicht.“ Wir sind davon überzeugt, dass irgendwann in den nächsten Jahren die Rechnung für eben dieses Mittagessen ins Haus flattern wird. Die Verschuldung und die Ausweitung der Geldmenge könnten mehrere Folgen haben:

  • Wenn die langfristigen Zinsen von hier aus weiter steigen, könnte der Schuldendienst zu einem großen Problem werden.
  • Probleme können entstehen, wenn die Fed die Finanzierung der Regierung einstellen sollte. Gleiches gilt, wenn das Ausland künftig keine Treasuries mehr kauft.
  • Wird die Wirtschaft daher in der Lage sein, die von der Regierung geplanten stärkeren Regulierungen und höheren Steuern zu verkraften, sobald die verschwenderischen Ausgaben ein Ende haben?
  • Eine Inflationsspirale würde Probleme schaffen, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten sind.

Gold und Goldaktien können vor diesen Risiken einen Schutz bieten.

Akzeptanz von Bitcoin nicht mehr infrage gestellt

Die Frage von Gold vs. Bitcoin stellt sich derzeit mehr denn je. Rund um den Bitcoin hat es einige interessante Entwicklungen gegeben, die zeigen, dass dieser Anlagewert mittlerweile eine breitere Akzeptanz erfährt. Der Bitcoin-Markt war bisher auf Kleinanleger ausgerichtet, sowohl was seinen Einsatz bei Transaktionen als auch was Investitionen anbelangt. Im Laufe des vergangenen Jahres hat der Bitcoin jedoch in bedeutendem Maße Einzug in den institutionellen Bereich gehalten. Die wachsende Liste der Anhänger umfasst Unternehmen, vermögende Privatpersonen, Stiftungen und Fondsgesellschaften. Der Bitcoin wird mittlerweile an der CME-Futures-Börse und als an der Nasdaq gelisteter Trust im Wert von 38 Mrd. USD (Stand: Ende März) gehandelt. Laut Bloomberg haben mehrere prominente Depotbanken Pläne angekündigt, Bitcoin zu bedienen. Im März veröffentlichte die Citibank einen umfassenden, mehr als 100 Seiten umspannenden Bericht über Bitcoin. Es scheint, als ob dieser Anlagewert nicht mehr länger als eine Modeerscheinung oder technische Kuriosität abgetan werden kann. Während der Bitcoin volatiler ist als Gold oder Goldaktien, stabilisiert sich das Volatilitätsprofil mittlerweile, was auf eine reifende spekulative Anlageklasse hindeutet.

Volatilitätsstabilisierung bei Bitcoin als Hinweis auf reifende Anlageklasse

Allerdings gib es große logistische Probleme, mit denen Bitcoin-Anleger konfrontiert sind, einschließlich der geringen Geschwindigkeit und Kosten von Transaktionen, der künftigen regulatorischen Behandlung, der behördlichen Zulassung, der Art seiner Besteuerung und Absicherung, versicherungstechnischer Aspekte und der Frage, wie man Hacks und illegale Aktivitäten verhindert. Der Bitcoin ist eine neue Anlageklasse mit hoher Volatilität und Teil einer durch Anreize angeheizten Manie. Laut einem Bericht des Cambridge Center for Alternative Finance hat der Bitcoin einen CO2-Fußabdruck, der dem von Neuseeland entspricht. Unter der Annahme, dass all diese Herausforderungen im Laufe der Zeit bewältigt werden können, stellt sich die Frage, wo sich der Bitcoin im Anlageuniversum künftig positionieren und welche Auswirkungen er auf Gold haben wird.

Die Diskussion über Gold vs. Bitcoin geht weiter

Das größte Potential des Bitcoin besteht in der Möglichkeit eines dezentralen globalen Zahlungssystems und eines Ersatzes für Bargeld. Viele Investoren glauben, dass der Bitcoin ein Wertspeicher ist, der künftig sicherlich eine Absicherung gegen die Entwertung von Währungen bieten könnte.

Der Grund, warum sich Investoren auf Gold vs. Bitcoin und nicht auf andere Kryptowährungen konzentrieren, sind ihre gemeinsamen Eigenschaften. Beide weisen ein begrenztes Angebot auf, befinden sich außerhalb des Mainstream-Finanzsystems, gehen mit keinerlei Verbindlichkeiten auf Gegenparteiebene einher, sind unkorreliert und werden als Zahlungsmittel verwendet. Das Anti-Establishment-Ethos der Bitcoin-Nutzer ist vergleichbar mit dem mangelnden Vertrauen vieler Goldanleger in das Finanzsystem.

Es gibt aber auch markante Unterschiede. Der Bitcoin ist kein materieller Vermögenswert. Wie Papiergeld hat er nur so lange einen Wert, wie die Öffentlichkeit von seinem Wert überzeugt ist. Ohne öffentliches Vertrauen ist der Bitcoin wertlos. Gold ist real. Es wird in der Elektronik, Medizin und Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Es wird täglich von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zur Schau gestellt. Gold hat einen Nutzen, der über seine Verwendung als Wertspeicher hinausgeht, und ist mit der Kultur und Geschichte der Menschheit eng verwoben.

Aktuelles Umfeld spricht für ein Zusammenwirken von Gold und Bitcoin

Der Anbruch der Renaissance brachte ebenfalls ein neues Zahlungssystem und Wertaufbewahrungsmittel mit sich. Im 14. Jahrhundert entstanden in Norditalien private Familienbanken, die nicht so sehr mit Gold und Silber handelten, sondern mit Papierzetteln, die Gold und Silber repräsentierten. Diese „Wechsel“ waren eine Art Papierwährung, die dazu beitrug, die unzureichende Versorgung mit Gold und Silber zu überwinden und mehr Geld unter den Kaufleuten in Umlauf zu bringen. Das System scheiterte, als die Regierungen durch die Schulden zu sehr belastet wurden und dazu übergingen, die Wechsel zu stornieren. Die Handelsbanken lebten anschließend im 15. Jahrhundert mit neuem Elan unter der Führung der größten Bankiersfamilie von Florenz, den Medici, wieder auf. Sie waren die ersten, die schriftliche Abhebungen (auch bekannt als Schecks) einführten, um die Geschwindigkeit und Flexibilität des Bankensystems zu erhöhen (The History of Money, Weatherford, 1997). Vielleicht forderten in der Renaissance, wie auch heute, einige das Ende von Gold als archaischer Vermögensspeicher. Allerdings existieren Gold und Papierwährung seither nebeneinander.

Die Zinsen sinken seit 40 Jahren. Wir treten in eine Ära nach der Pandemie ein, in der die Zinsen eigentlich nur noch steigen können. Das Potenzial für eine übermäßige Inflation ist greifbar. Anlagestrategien, die sich in den vergangenen 40 Jahren bezahlt machten, dürften in absehbarer Zukunft nicht mehr funktionieren. Dieses von Risiko und Unsicherheit geprägte Anlageumfeld ist sowohl für Gold als auch für Bitcoin vorteilhaft. Während der Bitcoin vielleicht einige Goldinvestoren am Rande abspenstig macht, wird dieser Anlagewert künftig wohl auch neue Investoren in den Bereich der sicheren Häfen locken, in dem sich Gold und Silber etabliert haben. Vielleicht findet Gold eine neue Verwendung als Stabilisator in volatilen Krypto-Fonds. In jedem Fall handelt es sich nicht um eine Welt des Konkurrenzkampfes zwischen Gold und Bitcoin. Vielmehr haben wir es mit einer Welt von Gold und Bitcoin zu tun, in der beide Werte nebeneinander existieren können.

Alle Gewichtungen von Unternehmen, Sektoren und Unterbranchen beziehen sich auf den 31. März 2021, sofern nicht anders angegeben.

1Der NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR) ist ein modifiziert marktgewichteter Index mit börsennotierten Unternehmen, die sich auf den Abbau von Gold konzentrieren.

2Der MVIS Global Junior Gold Miners Index (MVGDXJTR) ist ein regelbasierter, nach modifizierter Marktkapitalisierung gewichteter und um den Streubesitz bereinigter Index für ein globales Universum an börsengehandelten Unternehmen mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung, die mindestens 50% ihrer Erträge mit der Förderung von Gold und/oder Silber erwirtschaften oder Minen besitzen, mit denen sie nach der Entwicklung potenziell mindestens 50% ihrer Erträge mit der Förderung von Gold und/oder Silber erwirtschaften könnten, oder vorwiegend in Gold oder Silber investieren.

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